Dienstag, 12. Juli 2005

Berlin, Part II

Nachtrag vom Samstag

Wie lange hab' ich wohl schon nicht mehr so lange geschlafen? Gut, ich war spät im Bett, aber ich wach sonst eigentlich auch immer früher auf. Leckeres Frühstück gibt's, ich kann endlich mal wieder in ner Badewanne baden und - und das war fast noch das Beste am Tag - es gibt eine dicke fett umwerfend ausführliche Tageszeitung. Ich bin eigentlich nicht so der Zeitungsleser. Ich les' sowieso nur das, was mich interessiert. Aber vergleicht mal die Ostseezeitung mit der Berliner Zeitung. Kling ich schon alt, wenn ich sage, dass ich mich 45 Minuten mit der Zeitung beschäftigen konnte? Lassen wir das. Überflutet mit wichtigen weltpolitschen Informationen musste erst mal seichte Ablenkung her. Selbst in Berlin kann ich nicht von meinem Browser-Game lassen, das ist fast schon erschreckend, gerade wenn man bedenkt, mit was für Aufwand das am alten PC meiner Mutter verbunden ist. Eigentlich sind sowieso alle anderen PC's scheiße, außer meiner, den ich liebevoll Anna getauft hab. Der PC hier auf Arbeit hat nen Bildschirm, es ist ne wahre Freude... s, x und z sind quasi völlig identische Pixelhäufchen. Anna dagegen ist schnell, verlässlich und wenn ich 'n neues Laufwerk einbaue brauch ich nicht eine Schraube. Unkompliziertheit ist was feines.
Nur leider ist das Leben selten so schön unkompliziert. Das Beispiel folgte am Nachmittag.

There's no one in town I know
You gave us some place to go.
I never said thank you for that.
I thought I might get one more chance.
What would you think of me now,
so lucky, so strong, so proud?
I never said thank you for that,
now I'll never have a chance.
May angels lead you in.
Hear you me my friends.
On sleepless roads the sleepless go.
May angels lead you in.
Jimmy Eat World, Here you me

Leben und Tod sind oft sehr nah beisammen. Während meine Schwester schwanger ist, und ihr niedlicher kugelrunder Bauch neues Leben verheißt, ist der Mann, den wir im Krankenhaus im Zimmer 210 besuchen, dem Tode näher als irgendjemand den ich kenne. Rasiert, wohlgenährt und mit gewaschenen Haare, währe ich überrascht gewesen, wie wenig man ihm sein Alter ansieht. Doch er liegt einfach nur da und sieht furchtbar aus. Wir haben unsere Abiturfotos dabei, um etwas aus unserem Leben zeigen zu können. Vielleicht auch nur um etwas zu haben das beschäftigt. Ein Mann, der den ganzen Tag im Bett liegt, sich das Geschnarche seines Zimmergenossen mitanhören muss und den ganzen Tag rbb guckt, hat, auch wenn er sich erinnern könnte, nicht viel zu erzählen. Ich habe auch nicht viel zu erzählen, denn es verschlägt mir die Sprache, als ich feststellen muss, dass er mich nicht erkennt. Er ist in der Lage den Zusammenhang zwischen mir und der Person auf dem Foto herzustellen, doch meinen Namen weiß er nicht. Ich denke, er wusste auch nicht, dass ich sein Sohn bin. Es fällt schwer darüber zu reden, denn die Gedanken sind schneller als meine Finger und ziehen davon, bevor man sie begreift. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es würde mir nichts ausmachen, nur weil ich ihn schon ewig nicht mehr gesehen hab. Man hat nur einen Vater und es ist schon erschreckend, wenn dieser einen vergisst, weil ihm der Alkohol die Erinnerung zerstört hat. Niemand hat soetwas verdient, auch wenn es seine Entscheidung war.
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In eigener Sache:
Ich bin ein Fall-Text. Ich fiel aus den Gedanken. An mir wurde nicht gearbeitet, an mir wurde nicht gefeilt, keine Wörter verschnörkelt, ich wurde nicht korrigiert, mein Ende ist authentisch. Nun steh' ich da und komm alleine nicht wieder hoch. Bin ich deswegen ein schlechter Text?

Sex

wird in dem folgenden Beitrag sicher nicht vorkommen. Denn obwohl es hier zur Zeit ziemlich heiß hergeht, bleibt die erotische Komponente meines Lebens doch ganz schön auf der Strecke. Erotik hat ja auch viel mit Außergewöhnlichem und Abwechslung zu tun. Beides gibt es zur Zeit bei mir eher weniger, aber ich bin schon so weit, mich darüber nicht mehr zu beklagen :) Und weil Narzismus mir letztendlich doch nicht wie eine brauchbare Lösung vorkommt, muss es halt so irgendwie gehen. Wobei es mir ja nicht schlecht geht. In meiner täglichen Routine geht's mir wahrscheinlich noch wesentlich besser als manch Anderen. Es ist fast schon traurig, das ein Ende dieser Routine schon so nah gerückt ist. Dabei fängt es hier gerade erst an schön zu werden. Melanchonie ist was ganz furchtbares. Vor allen Dingen, wenn's noch gar nicht vorbei ist. Aber auch wenn feststeht, das sich der Mittelpunkt meines Lebens mal mehr als 3 Stunden von der Ostsee entfernt befinden wird, so steht doch auch fest, dass ich heute nach der Arbeit den Busfahrer wieder hetzen werde, damit er früher losfährt und ich so schneller zum Strand komme, wo ich als erstes ins kalte Wasser springen, dann Beach-Fussball spiele, aber erst dann überglücklich bin, wenn Jule extra nochmal zurück kommt, um mir tschüss zu sagen. Routine? Ja, aber nur, bis ich ins bett falle und träume...
... aber eben nicht von sex :)

enttäuscht??

east across the bridge

The diary of BenniP - part II

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