Dienstag, 26. Juli 2005

Eine verdammt lange Minute

... Der Boden unter mir ist rot. Wenn ich nach unten gucke, sieht er schmierig aus, denn ich laufe. Eigentlich sprinte ich, genauer gesagt - oder zumindest das, was mein Körper noch hergibt. Zum 3. Mal laufe ich die selbe Strecke. Sie wird von Mal zu Mal härter. Schweiß läuft mir über's Gesicht. Normalerweise schwitze ich nicht vom Sprinten, aber die Medizinbälle in meiner Hand sind schwer. Sie verhindern die Armarbeit. Der linke Medizinball ist größer, wiegt aber genau so viel wie der Rechte. Diese Ungleichheit bringt meinen Körper ins Trudeln und aus dem Rhytmus. 5 Stangen stehen in je 5 Meter Abstand. Nach jeder Stange umdrehen und zurück auf die Grundlinie. Konditionstraining. 1':10'' ist die Topzeit. Nach jeder Wendung muss man sich neu Motivieren, neu anziehen, um überhaupt auf Geschwindigkeit zu kommen. Der Tartan ist nass und rutschig. 3. Stange - außer Atem. Das frühe Aufstehen und den ganzen Tag zocken rächt sich. Ich brauche längst mehr Energie als sie mir die eine Pizza zum Mittag liefern konnte. 4. Stange - der Atem wird flacher, mehr Schweiß fließt. Ich vergesse durch die Nase einzuatmen. Auf diesem Weg gibt es einfach nicht mehr genug Luft. Die Waden machen sich bemerkbar. Merkwürdigerweise ist der Kopf klar, nimmt viel wahr und der Geist ist wach. Grundlinie, noch 2x 50 Meter. "45 Sekunden", ruft der Trainer. Nochmal anziehen, noch einmal gegen den Wind laufen. Nochmal dem Drang wiederstehen, die Bälle wegzuwerfen und stehenzubleiben. Nochmal den inneren Schweinehund überwinden. Dann ein letztes Mal wenden. Aufpassen, um nicht wegzurutschen. Der Kopf dreht, nimmt den Horizont wahr. Die grauen Wolken fliegen über den Himmel, die Bäume wehen im Wind und in den Pfützen kreuselt sich das Wasser. Ein letztes Mal anziehen. Wäre ich der Hauptdarsteller eines Roland Emmerich Films, hätte sich ein einzelnes Blatt gelöst und wäre paralel neben mir die letzten 50 Meter zu heroischer Klaviermusik verspielt im Wind geflogen. Durchziehen, noch einmal alles geben, die Zähne aufenanderbeißen, alle Muskeln anspannen und dann durch... Eine weiße Linie markiert das Ende. Ich lasse die Bälle fallen, reiße die Arme nach oben und laufe noch 10 Meter aus. Das Blatt landet. 1':06'' - Trainingsschnellster.

Tascheninhalt

Man sag, der Inhalt einer Tasche lässt Rückschlüsse auf den Charakter zu. Ich finde zu mindest bei Frauenhandtaschen entbehrt das nicht einer gewissen Wahrheit.
Was ich wohl so im Rucksack hab *kram*
  • Handy
  • Handy Ladegerät
  • Handy Kopfhörer
  • Normale Kopfhörer
  • Taschentücher
  • Finalgon - extra Stark (Muskel Salbe)
  • Ein Plüsch-Herz
  • 2 Kulis
  • Bahnfahrplan
  • Skat-Spiel
  • Schraubenschlüssel (klein - Schlichtz)
  • 1 20€-Cent Stück
  • 1 alte Kino-Karte
  • 14 Hanuta-Fussballstiker der EM 2004
  • Sonnenbrille
  • Werbeprospekt Kinofilm "Hautnah"
  • 1 Luftpolstertasche (zum Blasen zerdrücken)
  • Die F-Taste einer Tastatur
  • Streichhölzer
  • 5 fächerspezifische Informationshefte der TU
Also entweder ist die Theorie oben ne Lüge oder mein Charakter is verdammt knifflig.

OMU - Ein 5kg Waschmittelpaket läuft Amok

Wann hab' ich mich das letzte mal komplett in etwas verloren? War es, als ich das erstem Mal bei meiner jetzigen Ex-Freundin übernachtet hab'? Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich Angst hatte, was an ihr zu verpassen. Oder war es einer meiner unzähligen Putz-Keuzzüge, der letzte gestern, der ein Zimmer komplett auf den Kopf stellte. Mehrfach trug ich ein zum Mülleimer umfunktioniertes Waschmittelpaket (OMU) zu den Tonnen und musste mich jedesmal fragen, ob die Firma wohl viel älter war/ist, als der Müll, der jetzt im Paket vor sich hin moderte. Das sind die letzten beiden Situationen, in denen mir Raum und Zeit abhanden gekommen sind. Heute war es wieder so weit.

Ich wachte auf, weil ich auf Klo musste. Na ja, ich musste nicht zwingend, aber es war eine dieser Situationen, in denen man anfängt von Wasserfällen zu träumen, wenn man nicht geht. Ich stehe auf, werfe einen beiläufigen Blick auf die Uhr, vergesse 4 Uhr gleich wieder und schlurfe in Richtung Toilette. Ich versuche dabei die Augen immer weitgehend geschlossen zu halten, das macht das Einschlafen hinterher einfacher. Türen öffnen erschwert es allerdings. Erleichtert auf dem Weg in Bett schlurfend komme ich an der Küche vorbei und stelle fest wie trocken mein Hals ist. Apfelsaft ist jetzt genau das Richtige. Was die Odysee durch die Wohnung in Richtung Wachheit nicht geschafft hat, erledigt das eisgekühlte Getränk. Ich beschließe mir durch diese missliche Situatione einen Vorteil in einem Online-Spiel zu verschaffen, doch bevor ich mich einloggen kann, fällt mein Blick auf einen grünen Balken mit der Aufschrift "100%" . Meine Augen weiten sich, mein Blutdruck steigt; jetzt bin ich entgültig wach. Meine Vernunft sagt mir, ich sollte schleunigst wieder ins Bett - meine Neugier bittet mich, wenigstens zu gucken, ob es Fuktioniert. 10 Mausklicks später funktioniert es. Und wie. Bereits das Intro fesselt mich und verschiebt das Kräfteverhältnis zwischen Neugier und Vernunft erheblich. Wenigstens mal gucken, wie's ist, mal anspielen... nur kurz... dann Bett...

13 Stunden später hab' ich Neandertalern das Schreiben beigebracht, sie das Rad erfinden lassen, Das römische Reich aufgebaut und später mit Germanen wieder abgerissen. Als Napoleon hab' ich Frankreich zum Ruhm geführt und als General OMU den 1. Weltkrieg bestritten. Es läuft das Jahr 1943, Dänemark, Belgien und die Niederlande gehören zu Deutschland und Russland steht am Rande eine Niederlage. Nur die Engländer wehren sich wehement mit ihrer unerhört starken Seestreitmacht und Italien war mir auch schon einmal freundlicher gesinnt. Geschichte kann so spannend sein, wenn man sie selbst schreibt.

Jetzt fühlt sich mein Kopf irgendwie komisch an, ich bin überrascht, dass es schon 17 Uhr ist, welcher Tag heute ist kann ich aber nicht sagen. Ich fühl mich nicht müde, aber irgendwie benommen. Ich denke, es geht trotzdem in Ordnung, wenn man ab und zu mal den Sinn für die Realität verliert, den normalen Tagesablauf über Bord schmeißt und sich völlig in etwas aufgeht - sei es auch noch banal. Wer weiß schon, was ein guter Tag ist, wenn er nicht mal einen völlig verschwendet hat... verschwendet und trotzdem irgendwie ein gutes Gefühl. Hobby.


Peradventure: bald schreib ich meine letzte klausur ... danach würd ich gerne mal zwei, drei nächte durchzocken um zu entspannen :)

east across the bridge

The diary of BenniP - part II

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Gegen 19:30 verlasse...
Gegen 19:30 verlasse ich endlich das Projektlabor,...
BenniP - 9. Nov, 05:12
Falls Du Dich doch noch...
Falls Du Dich doch noch umentscheidest und Dein genetisch...
peradventure - 8. Jun, 17:31
WM-Realismus (sex sells)
oder deutlicher: Auf dem Titel-Foto der Berliner-Zeitung...
BenniP - 8. Jun, 17:16
so gehts nich weiter
Also zuerst sprech ich Leute an, die von einer Frau...
BenniP - 8. Jun, 16:52
Mmh, ich habe mich gerade...
Mmh, ich habe mich gerade neulich an dem Fotomaten...
peradventure - 7. Jun, 13:44

Status

Online seit 7232 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 9. Nov, 05:12

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren