Boh, so'ne kalte Dusche is was schönes, wenn man nach Joggen bei 25° wieder nach Hause kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ne Droge gibt, die ein ähnlich positives Gefühl im Körper auslöst. Fast ist mir, als könnt' ich's zischen hören, als das kalte Wasser über meine aufgeheizte Haut läuft. Der Schweiß lief mir schon über's Gesicht, als ich durch die Tür kam und nur mit einem flüchtigen Blick auf die Uhr feststellen konnte, das ich die gute Zeit vom letzten Lauf halten konnte. Die letzten Meter durch den Wald bis zum Haus sind immer die Einfachsten. Der Körper hat dann endlich den Rhythmus gefunden. So schafft man auch die lange Ostseeallee einfach, auch wenn dort ständig Leute nach einem starren, was schon ziemlich nervt. Rotes Licht fällt schon zwischen den Bäumen hindurch. Doch traurig sein, hat keine Sinn, die Sonne scheint auch weiterhin... Ich find den MP3-Player in meinem Handy viel besser als alles andere daran. Er gibt den Lauftackt an und wenn die Gedanken plötzlich ruhig sind, reißt eine Gesangszeile den nächsten Gedankenstrom los. Es gibt so vieles, was zusammenhangslos durch den Kopf ströhmt. Und ab und zu Einflüsse von Außen, wie die Uhr am Bahnhof. 2/3tel der Strecke sind dann gelaufen. Davor das Stück ist mist. Es ist die Stelle, an der man seinem Körper klar machen muss, dass das nicht alles gewesen sein kann, der Knackpunkt, an dem der Körper denkt, er kann nicht mehr, langsamer wird, ins Schlingern gerät und dann mit einem Ruck in den perfekten Rhythmus überspringt - wenn man sich durchringen kann nicht stehenzubleiben. Ich bleibe nie stehen. Der Anfang der Strecke ist schön, man läuft allein, hat seinen Platz, braucht sich nicht um Autos zu kümmern und läuft Abseits von Wohnanlagen. Die Schule an der man zuerst vorbeikommt, bringt immer nen Denkanstoß und das erste und eigentlich beste Lied der Playlist rückt schon in den Hintergrund. 2 Ecken davor steh' ich in der Tür, eine Verabredung platzt, ich hab' Sportklamotten an. Ich beschließe Laufen zu gehen, einfach um nachzudenken.