Montag, 1. August 2005

Spiele

Unlängst in meiner Spiele-Welt

Es ist nicht zu fassen, wie weit die Entwicklung in meiner kleinen Zivilisation schon voran geschritten ist. Vor ein paar Stunden haben sie noch Tempel gebaut und sind keulenschwingend auf ihre Feinde losgegangen, doch nun erobern sie das All und verwenden Solar-Strom. Doch etwas anderes macht mir Sorgen. Nach emsiger Forschung fanden sie die Atomtheorie und nun verfügt jede ihrer größeren Städte über Interkontinentalraketen, die jeden Punkt ihrer kleinen Welt erreichen können. Und noch mehr: Vor wenigen Zügen hat ein stealth-getarntes Atom-U-Boot, beladen mit 2 taktischen Nuklearwaffen, ihre Küste verlassen und ist vor der Insel der Kriegsgegner in Stellung gegangen, dem Kriegsgegner, der den Friedensvertrag heimtückisch gebrochen hat und ihr kleines Reich eingefallen ist. Ein Klick und eine Atom-Rakete vernichtet ihre Hauptstadt.

Ich sitze am PC und denke nach. Mein Zeigefinger umspielt das Mausrad. Ich knappere am Nagel meines linken Daumens. Es ist nur ein Computerspiel, nur Einsen und Nullen. Niemand würde mich bestrafen, niemand würde schlecht deswegen über mich denken. Ich könnte selbst die Konsequenzen im Spiel durch Speichern und Laden umgehen. Doch ich tue es nicht. Ich will es nicht - ich kann es nicht.
Ist das die Verschmelzung von Realität mit virtueller Welt oder Moral?

Freitag, 29. Juli 2005

Gespräche, Part III

Man diese blöde rote 3. Die Karte is böse.
Nur weil Du sie nicht magst?
Ja
Aber ist denn alles was Du nicht magst auch gleich böse?
Er innerst Du Dich an unseren alten Nachbarn? Den mochte ich nicht.
Stimmt, und der war auch von Grund auf böse. Aber diese Karte?
Ach lass mich doch auch mal recht haben.
Ok, die Karte will Dir an Kragen, was machst Du?
Ne neue ziehen,
Dafür gibt es ein Wort: Schummeln!
Hatten wir nicht grade beschlossen, dass ich entscheide was gut und was böse ist?
Ja und?
Schummeln ist gut.
Och nöö, oder?
Ach komm, wir sind doch sonst immer einer Meinung, oder?
Was bedeuten würde, ich darf auch entscheiden, was gut und böse ist.
Vielleicht sind wir's ja auch zusammen.

fiktiv

Donnerstag, 28. Juli 2005

einkaufen

Einkaufen bei uns ist im Moment absolut ätzend. Wenn man nicht der erste im Plus ist, sieht man sich Menschenmassen gegenüber, von denen Kelly Osbourne auf ihren Konzerten nur Träumen kann - oder zumindest sollte. Das Interessante ist aber, dass diese Leute, ihrerzeichens Touristen, ihren Urlaubsstil selbst in einem handelsüblichen, überall in Deutschland vorkommenden Lebensmittelhandel ausleben müssen. Dazu zählt auch, an strategischen Engstellen des Supermarkts einfach mal stehenzubleiben und sich umzusehen. Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann jemand eine Kamera auspackt und Fotos schießt. "Ich & eine Tüte Pirelly-Pasta im Kühlungsborner Plus". Ich bin ja jemand, der sich vorher überlegt, was er braucht, und dann durch den Laden geht - geht und nicht schlendert - und halt das einpackt - man braucht, vielleicht 1-2 Sachen mehr, wenn sie einen grad so angrinsen, aber ... Nicht zu fassen, was manche Leute da abziehen. Und dann steht man an einer Schlange und muss ich noch die Blicke der anderen Leute gefallen lassen. Dabei gibt es genug Leute, die böse Blicke verdient hätten. Wie die Frau hinter mir, die ihrem Kind sagt, es soll nicht so drängeln, als es - und es wiegt wahrscheinlich 20kg mehr als ich - sich an mir vorbei schiebt und ich Mühe hab, mich würdevoll auf den Beinen zu halten. An der Kasse steht es dann wieder hinter mir - HA! Das hast du davon du fettes Schwein! - und wieder sind die Blicke auf meine Waren da. Ich verrate ihr nicht, dass 75% der Bestandteile in ihrem Einkaufswagen Fett sind. So wie sie aussieht, weiß sie das, aber es ist wohl nicht der erste Wagen dieser Art. Was mich angeht, seit dem ich Civilisation3 kenne, bin ich mit Saft und Schokolade glücklich, kein Grund mich blöd anzugucken. Wenigstens hat ihr anderes Balg die Zeit genutzt, ist auf's Band gestiegen und hat erstmal 3 Packungen Zigaretten aus dem Automaten an der Kasse geholt. Früh übt sich, und ich meine, wer klever genug ist, das Band bei der Kassiererin als Förderband zu benutze, der darf auch schon mal Rauchen. Ich bezahl lieber passend und verlasse diesen Ort der Trauer. Beim nächsten Mal bin ich wieder der Erste...

Dienstag, 26. Juli 2005

Eine verdammt lange Minute

... Der Boden unter mir ist rot. Wenn ich nach unten gucke, sieht er schmierig aus, denn ich laufe. Eigentlich sprinte ich, genauer gesagt - oder zumindest das, was mein Körper noch hergibt. Zum 3. Mal laufe ich die selbe Strecke. Sie wird von Mal zu Mal härter. Schweiß läuft mir über's Gesicht. Normalerweise schwitze ich nicht vom Sprinten, aber die Medizinbälle in meiner Hand sind schwer. Sie verhindern die Armarbeit. Der linke Medizinball ist größer, wiegt aber genau so viel wie der Rechte. Diese Ungleichheit bringt meinen Körper ins Trudeln und aus dem Rhytmus. 5 Stangen stehen in je 5 Meter Abstand. Nach jeder Stange umdrehen und zurück auf die Grundlinie. Konditionstraining. 1':10'' ist die Topzeit. Nach jeder Wendung muss man sich neu Motivieren, neu anziehen, um überhaupt auf Geschwindigkeit zu kommen. Der Tartan ist nass und rutschig. 3. Stange - außer Atem. Das frühe Aufstehen und den ganzen Tag zocken rächt sich. Ich brauche längst mehr Energie als sie mir die eine Pizza zum Mittag liefern konnte. 4. Stange - der Atem wird flacher, mehr Schweiß fließt. Ich vergesse durch die Nase einzuatmen. Auf diesem Weg gibt es einfach nicht mehr genug Luft. Die Waden machen sich bemerkbar. Merkwürdigerweise ist der Kopf klar, nimmt viel wahr und der Geist ist wach. Grundlinie, noch 2x 50 Meter. "45 Sekunden", ruft der Trainer. Nochmal anziehen, noch einmal gegen den Wind laufen. Nochmal dem Drang wiederstehen, die Bälle wegzuwerfen und stehenzubleiben. Nochmal den inneren Schweinehund überwinden. Dann ein letztes Mal wenden. Aufpassen, um nicht wegzurutschen. Der Kopf dreht, nimmt den Horizont wahr. Die grauen Wolken fliegen über den Himmel, die Bäume wehen im Wind und in den Pfützen kreuselt sich das Wasser. Ein letztes Mal anziehen. Wäre ich der Hauptdarsteller eines Roland Emmerich Films, hätte sich ein einzelnes Blatt gelöst und wäre paralel neben mir die letzten 50 Meter zu heroischer Klaviermusik verspielt im Wind geflogen. Durchziehen, noch einmal alles geben, die Zähne aufenanderbeißen, alle Muskeln anspannen und dann durch... Eine weiße Linie markiert das Ende. Ich lasse die Bälle fallen, reiße die Arme nach oben und laufe noch 10 Meter aus. Das Blatt landet. 1':06'' - Trainingsschnellster.

Tascheninhalt

Man sag, der Inhalt einer Tasche lässt Rückschlüsse auf den Charakter zu. Ich finde zu mindest bei Frauenhandtaschen entbehrt das nicht einer gewissen Wahrheit.
Was ich wohl so im Rucksack hab *kram*
  • Handy
  • Handy Ladegerät
  • Handy Kopfhörer
  • Normale Kopfhörer
  • Taschentücher
  • Finalgon - extra Stark (Muskel Salbe)
  • Ein Plüsch-Herz
  • 2 Kulis
  • Bahnfahrplan
  • Skat-Spiel
  • Schraubenschlüssel (klein - Schlichtz)
  • 1 20€-Cent Stück
  • 1 alte Kino-Karte
  • 14 Hanuta-Fussballstiker der EM 2004
  • Sonnenbrille
  • Werbeprospekt Kinofilm "Hautnah"
  • 1 Luftpolstertasche (zum Blasen zerdrücken)
  • Die F-Taste einer Tastatur
  • Streichhölzer
  • 5 fächerspezifische Informationshefte der TU
Also entweder ist die Theorie oben ne Lüge oder mein Charakter is verdammt knifflig.

OMU - Ein 5kg Waschmittelpaket läuft Amok

Wann hab' ich mich das letzte mal komplett in etwas verloren? War es, als ich das erstem Mal bei meiner jetzigen Ex-Freundin übernachtet hab'? Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich Angst hatte, was an ihr zu verpassen. Oder war es einer meiner unzähligen Putz-Keuzzüge, der letzte gestern, der ein Zimmer komplett auf den Kopf stellte. Mehrfach trug ich ein zum Mülleimer umfunktioniertes Waschmittelpaket (OMU) zu den Tonnen und musste mich jedesmal fragen, ob die Firma wohl viel älter war/ist, als der Müll, der jetzt im Paket vor sich hin moderte. Das sind die letzten beiden Situationen, in denen mir Raum und Zeit abhanden gekommen sind. Heute war es wieder so weit.

Ich wachte auf, weil ich auf Klo musste. Na ja, ich musste nicht zwingend, aber es war eine dieser Situationen, in denen man anfängt von Wasserfällen zu träumen, wenn man nicht geht. Ich stehe auf, werfe einen beiläufigen Blick auf die Uhr, vergesse 4 Uhr gleich wieder und schlurfe in Richtung Toilette. Ich versuche dabei die Augen immer weitgehend geschlossen zu halten, das macht das Einschlafen hinterher einfacher. Türen öffnen erschwert es allerdings. Erleichtert auf dem Weg in Bett schlurfend komme ich an der Küche vorbei und stelle fest wie trocken mein Hals ist. Apfelsaft ist jetzt genau das Richtige. Was die Odysee durch die Wohnung in Richtung Wachheit nicht geschafft hat, erledigt das eisgekühlte Getränk. Ich beschließe mir durch diese missliche Situatione einen Vorteil in einem Online-Spiel zu verschaffen, doch bevor ich mich einloggen kann, fällt mein Blick auf einen grünen Balken mit der Aufschrift "100%" . Meine Augen weiten sich, mein Blutdruck steigt; jetzt bin ich entgültig wach. Meine Vernunft sagt mir, ich sollte schleunigst wieder ins Bett - meine Neugier bittet mich, wenigstens zu gucken, ob es Fuktioniert. 10 Mausklicks später funktioniert es. Und wie. Bereits das Intro fesselt mich und verschiebt das Kräfteverhältnis zwischen Neugier und Vernunft erheblich. Wenigstens mal gucken, wie's ist, mal anspielen... nur kurz... dann Bett...

13 Stunden später hab' ich Neandertalern das Schreiben beigebracht, sie das Rad erfinden lassen, Das römische Reich aufgebaut und später mit Germanen wieder abgerissen. Als Napoleon hab' ich Frankreich zum Ruhm geführt und als General OMU den 1. Weltkrieg bestritten. Es läuft das Jahr 1943, Dänemark, Belgien und die Niederlande gehören zu Deutschland und Russland steht am Rande eine Niederlage. Nur die Engländer wehren sich wehement mit ihrer unerhört starken Seestreitmacht und Italien war mir auch schon einmal freundlicher gesinnt. Geschichte kann so spannend sein, wenn man sie selbst schreibt.

Jetzt fühlt sich mein Kopf irgendwie komisch an, ich bin überrascht, dass es schon 17 Uhr ist, welcher Tag heute ist kann ich aber nicht sagen. Ich fühl mich nicht müde, aber irgendwie benommen. Ich denke, es geht trotzdem in Ordnung, wenn man ab und zu mal den Sinn für die Realität verliert, den normalen Tagesablauf über Bord schmeißt und sich völlig in etwas aufgeht - sei es auch noch banal. Wer weiß schon, was ein guter Tag ist, wenn er nicht mal einen völlig verschwendet hat... verschwendet und trotzdem irgendwie ein gutes Gefühl. Hobby.


Peradventure: bald schreib ich meine letzte klausur ... danach würd ich gerne mal zwei, drei nächte durchzocken um zu entspannen :)

Freitag, 22. Juli 2005

Tree Things

Es ist freitag Abend. Wer freitag Abend zu Hause sitzt, gilt hier allgemein als Versager. Ich hab' mich echt gefreut, als ich abgeholt wurde. Ne Party am Strand und das Wetter sah so aus, als würde es sich wolkenfrei halten. Es war wirklich cool. Ich meine, mal abgesehen von der traditionell schlechten Musik und der stinkenden Hauptattraktion: Einem angeblich 3 Meter langem Haifisch. Für mich sah er aus wie 2,50 - aber Größte is ja nicht alles. Irgendwo zwischen den Unmengen von Leuten tauchte dann auch Franzi auf. Wir haben uns mal auf ner Party gesehen, kurz unterhalten und ziemlich viel gelacht, seitdem grinsen wir uns immer an, wenn wir uns sehen. Das ist toll, so auch diesmal. Dann verschwand sie wieder in der Menschenmenge. Im Nachhinein könnte man das als Höhepunkte des Abends ansehen.

Ein Blick in Ihre Augen verrät, dass es dahinter noch viel unfreundlicher aussah, als am Himmel, der began sich zuzuziehen. "Ha, Sie sieht scheiße aus" - "Wer?" - "Die mit der Er grad unterwegs ist". Eifersucht is ja ne schöne Sache, aber sie kann auch ziemlich übel sein, ich finde, ich hätte das voraussehen können. Die Zeit verrint, Er erscheint nicht. "Ruf ihn an" - "Warum, er kann sich doch melden". Alles klar, hier gibt's Stress. Wenn ich eins hasse, dann diesen falsche Stolz mit der Kommunikation. Ein Anruf hätte den Abend wahrscheinlich gerettet, aber so... Als Er dann mit der Hässlichen (ich fand die sah' echt nicht schlecht aus) ankam, stand Sie schon 20 Minuten stumm und mit verschrenkten Armen da. Er kam, sagte hallo, Sie drehte sich weg. 5 Sekunden Pause. Als Mann hat man in der Situation folgende Optionen: a) Dran bleiben, fragen was los ist, stochern, die nur-Freundin vernachlässigen und der Wütenden das geben, was sie so dringend braucht: Aufmerksamkeit. Der Haken dabei: Man(n) macht sich damit komplett zum Affen. Ich finde Er hat sich mit b) richtig entschieden. Er zog mit der nur-Freundin weiter. Kaum ist Er weg, begint Sie zu weinen. Sie holt sich die nötige Aufmerksamkeit von ihren Freundinnen. Es ist wie der beeindruckenste physikalische Effekt des Universums. Der sich immer mehr in sich kehrende Stern gipfelt in einer Supernova, es entsteht ein schwarzes Loch, das alles in seiner Umgebung anzieht. In dem Fall neugierige Freundinnen. Jeder guckt betroffen, jeder drückt mal, von irgendwo kommt ein Taschentuch und der "So ein Arsch"-Spruch zieht in der Liste der meist gebrauchten Sprüche des Abends an "Ein Bier bitte" vorbei.
Jule kann betroffen gucken, sogar ziemlich gut. Und vor allem so, das es die Umstehenden unterhält, noch mehr als ihr Ausschnitt. Ich find's toll, wenn Jule traurig guckt. Gäb's ein Bild davon, ich würd's kaufen. Aber bei den Anderen drückt das doch eher die Stimmung. Ne heulende Sie ist leider in jedem Fall interessanter, als ein lächelnder, zu schlechter Musik schunkelder Benni.
Sei's drum, weil's auf See anfängt zu Blitzen, verzieh' ich mich. Die vielen Rücken werden mich wohl kaum vermissen.

Und so bleiben am Ende eines freitag Abend nur 3 Sachen, über die ich mich wirklich freue: Eine Jacke gegen die Kälte, ein MP3-Player für bessere Musik und ein Fahrrad um den Ort der Trauer so schnell und flexibel wie möglich zu verlassen.

east across the bridge

The diary of BenniP - part II

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