Montag, 18. Juli 2005

was man nicht haben kann

Irgendwie ist es schon dumm, das man ständig mit Dingen konfrontiert wird, die man nicht haben kann. Fieser Weise sind es meist sogar mehrere Sachen auf einmal. Wenn ich morgens aufwache, denk ich mir zum Beispiel: Mist, hätte ich doch bloß mehr Zeit zum schlafen, am besten Zeit in der nix los ist. Man müsste jede langweilige Sekunde mit Schlaf verbringen können und aufwachen, wenn wieder was los ist.
Frühstück ist eine Sache, die man nur haben kann, wenn man morgens a) genug Zeit hat und b) die entsprechenden Sachen und das Know-How da hat. Mehr Zeit morgens kann sich der pflichtbewusste Arbeiter nur schaffen, wenn er früher aufsteht, was zweifelsfrei mit der ich-brauch-mehr-Schlaf-Theorie kollidiert. Ich hab' also weder genug langweilige Zeit zum Schlafen, als auch kein ordentliches Frühstück.
Danach fehlt mir meist ein Auto, um selbst zur Arbeit zu fahren, oder zumindest eins von diesen aufblasbaren Schlagspielzeugen, um dem Busfahrer Vernunft einzuprügeln. Abzuhaken unter Therapie. Mir fehlt die Fähigkeit jemandem zu vertrauen, der mir bei mittlerer Fahrt gleichzeitig eine Fahrkarte verkauft und mit einem Zehn-Meter-langem Bus einen Radfahrer überholt. Ich hätte gern die Fähigkeit Busfahrer mit ner ungültigen Karte zu bescheißen, statt ne völlig überteuerte Neue kaufen zu müssen. Ich hätte gerne Ewig diesen Job, der mir ein gutes Gefühl gibt. Ich hätte gerne, dass die neue Mitarbeiterin ihre Freizeit mit mir verbringt und Strandwetter, wenn ich Lust darauf hab. Ich will alles, was ich im Fernsehen mag hintereinander auf einem Sender und mich nicht entscheiden müssen. Ich will eine Alternative zum Fernsehen und die freie Wahl. Und ich möchte nicht allein schlafen gehen. Doch das sind alles Dinge, die ich nicht haben kann. Eigentlich sind es jeden Tag fast die selben Dinge: Geld und Zeit, vor allem Zeit. Hätte ich beides im Überfluss, müsste ich mir keine Sorgen machen, Sorgen über alle möglichen Dinge. Sorgenfrei leben *träum*

Aber über all den Sorgen, all den Mangeln - es gibt so viele tolle Kleinigkeiten, die man nicht übersehen sollte. 6 Stunden Dauerflirt mit der neuen Praktikantin, eine gratis Rückfahrt in einem angenehm klimatisierten Bus, ein Lächeln der Ferienwohnungsbewohnerin gegenüber, frische riesige Kirschen von meiner Tante und heute endlich mal wieder Zeit zu bloggen. Man muss wahrscheinlich einfach nur mal die Augen aufmachen, um zu sehen, was man alles hat.

missed, but hoggish...

Am Ende einer 3-wöchigen Kur kommt's immer irgendwie raus. Irgendwann ist mal Platz da und keine Kinder in der Nähe, so dass sich wir Erzieher untereinander ungestört unterhalten können. Und dann kommt raus, was die Kinder so über uns denken. Ich hätte nie gedacht, dass sie schon morgens nach mir fragen, oder sich am späten Nachmittag ärgern, dass ich nicht mehr da bin. Wer hätte gedacht, das sie petzen, was für Unsinn wir machen, wenn keine Erwachsenen da sind und wer ahnt schon, das die Erwachsenen darüber Lachen. Aber dann kam der Hammer: Die halten mich für verfressen! Ok, ich mein, wenn ich zu Hause nicht frühstücke, muss ich das ja irgendwo nachholen. Und, ok, ich ess auch das Obst auf, dass sie übrig lassen - oder ein bißchen mehr. Ich esse Mittags 2 Teller, aber da essen andere noch ganz andere Portionen. Ich lächle drüber, weil es witzig ist, wie man sich verschätzen kann und ganz anders bei Leuten ankommt...

Samstag, 16. Juli 2005

Ziele

Kreuze am Straßenrand sind ein ziemlich eindrucksvolle Zeichen dafür, dass es jemand nicht geschafft hat, dass jemand vom Weg abgekommen ist und keine zweite Chance erhält. Dafür, dass ich in einem Bundesland wohne, in dem jeder Zweite an einem Autounfall oder den Folgen des Alterst stirbt, sieht man sie ziemlich selten. Wahrscheinlich haben die wenigsten Leute hier Ziele, für die sie Wege beschreiten müssen. Keine Wege zu gehen heißt, nicht zu versagen und dadurch als Kreuz am Rand des Versuches zu enden. Es ist ein guter Weg, um im Leben zu stehen. Doch wer vorwärts kommen will, der braucht die Straße. Man kann sich nicht ewig davor verstecken - so dumm das auch ist. Je öfter mir nach einer Enttäuschung der Gedanke kommt, es nicht mehr zu versuchen, um mir beim nächsten mal die Enttäuschung zu ersparen, desto absurder wird er. Mir würde was fehlen, wenn ich morgens nicht aufstehen würde.

Nie wieder Liebeskummer, nie wieder allein
Nie wieder Pech, nie wieder Glück
Kein Kuss im Regen und kein Sonnenuntergang
Mach dir klar, es ist wahr:
Es gibt kein zurück.

Nie wieder Sorgen haben, nie wieder verlieren
Nie wieder Pech – Nie wieder Glück
Keine zweite Chance, und erst recht kein Happy End
Mach dir klar, es ist wahr:
Es gibt kein Zurück!

Farin Urlaub, Kein Zurück

- gewidmet: frank -

Donnerstag, 14. Juli 2005

Gespräche, Part II

Hi, ich muss Dir was sagen.
Was denn?
Das ist nicht so einfach für mich.
Ach komm, wir kennen uns doch schon ne Ewigkeit.
Hmm, ich glaube daran liegt es.
An der Ewigkeit die wir uns kennen?
Ja, weil das was ich Dir sagen will, betrifft Dich und mich.
Na los, raus damit, wir konnten doch immer über alles reden.
Aber das hier ist anders.
Hast du Geheimnisse vor mir?
Nee, das macht auch gar keinen Sinn, du weißt viel zu viel über mich, kennst viel zu viele Leute, die ich auch kenne.
Also was ist es?
...Ich glaube ich Liebe dich.
Glauben und Liebe passen irgendwie nicht zusammen, oder?
Warum nicht?
Du musst Dir doch sicher sein, ob Du jemanden liebst, oder nicht.
Und wenn nicht? Ist es dann keine echte Liebe?
Ich glaube nicht. Wie fühlt es sich denn an?
Ich freu mich auf Dich. Es kribbelt in deiner Nähe. Guck mal, ich zittere.
Kann ich dagegen was tun?
Du könntest mich küssen. Einfach nur um zu sehen, wie es ist.

Du, es kribbelt. Ich glaube ich Liebe Dich.
fiktiv

Gespräche, Part I

Hey, weißt du, dass du süß aussiehst, wenn du lächelst?
Nee, ich verzieh' dabei die Augen so komisch und meine Nase sieht eh scheiße aus. Ich mag das nicht.
Na klar, als nächstes erzählst du mir, du wärst dick.
Doch, siehst du die Röllchen nicht?
Manchmal ist ja bei Frauen gerade das interessant, was man nicht sieht?!
Meine Speckrollen?
Beschleunigungsfalten.
Du spinnst.
Ja, ich weiß, ich steh' irgendwie immer auf die Frauen, die sich selbst hässlich finden.
Stehst du auf mich?
Nur weil du dich hässlich findest und in Wirklichkeit schön bist? Ganz so einfach is es dann doch nicht.
Ich sag ja nichts von hässlich, nur halt nicht schön.
Hast du dir eigentlich jemals im Spiegel deine Augen angesehen?
Wegen meinen Augen stehst Du auf mich?
Hey, wir diskutieren hier nicht, wer hier eventuell auf wen weswegen stehen könnte.
Sondern?
Warum die meisten Frauen ihre Schönheit nicht einsehen wollen.
Findest du dich schön?
Hmm, nee, aber das tut ja auch nichts zur Sache, weil ich ein Mann bin.
Und Männer dürfen das?
In einem Wort? Ja.
Und womit begründest Du das?
Emanzipation!
Die Ausrede benutzt du für alles, oder?
Nur für Themen zwischen Männern und Frauen die beide ihre festen Meinungen haben. Ich meine, Du kannst Dich nicht plötzlich doch für schön erklären und ich kann nicht Lügen und sagen es wär' nicht so.
Festgefahren. Und was bleibt unter'm Strich?
Weißt du, dass du schön bist, wenn du lächelst?

fiktiv

Mittwoch, 13. Juli 2005

Fuck You, I'm Cool

Auf jedes Hoch folgt ein Tief, was hoch fliegt, kommt irgendwann wieder runter und sowieso ist immer jemand zur Stelle, der Dich empfindlich in die Seite piekst, wenn Du dich gerade triumphierend gen Himmel räkelst.
Ich dachte, ich hätte es gepackt. Ich dachte, ich hätte ein paar coole Freunde, auf die ich mich verlassen kann. Ich dachte, wenn was los ist, sagt mir wer bescheid. Es ist wie eine plötzliche Eisdusche an nem super heißen Tag: erfrischend Gemein.

a) Vor nicht allzulanger Zeit gab's ne kleine Party. Auch wenn ich mich immer als schüchtern bezeichne: ich kann mit Menschen. Ich bin auch fast schon witzig und unterhaltsam, wenn ich gute Laune hab. Und es ergab sich halt, das der Abend ausklang und ich noch mit wem was trank. Es war cool, es war witzig und seit dem erwähnt er ständig, wir müssten das mal wieder machen. Heute, am frühen Abend, hab' ich ihn gefragt, ob irgendwo was los ist...

b) Selbe Party, diesmal eine attraktive Vertreterin des weiblichen Geschlechtes. Die Nummer zu bekommen war kein Problem, wie gesagt, eigentlich hab' ich's drauf. Sie ist nett, erwähnte ich ihre Attraktivität? Wir hatten viel Kontakt in letzter Zeit und mal abgesehen davon, das der Trick wahrscheinlich einfach nur darin besteht im richtigen, kritischen Moment einer ihrer Besoffenheitsphasen zur Stelle zu sein, dachte ich, da geht was. Heute, am frühen Abend, hab' ich sie gefragt, ob sie schon was vor hat...

Ich bin kein Spießer, ich bin nicht blöd, ich seh' nicht scheiße aus und ich lach nicht an den falschen Stellen. Ich kann mich gut unterhalten, auch rumalbern und wenn Fäkalhumor das Einzige ist, was die Leute glücklich macht - ok - wegen mir ...äh... meinetwegen auch das! Aber womit hab' ich es verdient, dass, wenn schon mal in meinem Kaff ne Strandparty stattfindet, bei der die halbe Welt auf den Beinen ist, ich ignoriert statt informiert werde??
Die ersten Leute die man auf so'ner Party trifft, sind nämlich genau die, die einem nicht informieren wollten. Aber weil ich so ein lieber Kerl bin, sag ich den Leuten nicht, dass sie mich mal Kreuzweise können. Ich ramm ihm seine verschissene Vodka-Flasche nicht in den Hals in der Hoffnung, dass er sich davon seine Gedärme rauskotzt. Ich sag ihr nicht, dass sie wieder fetter geworden ist und sich hoffentlich beim nächsten mal böse verschluckt. Ich reiß mich einfach zusammen, geh' weiter und such mir andere Leute. Ich hab' kein Problem damit, ich kann das und hab' trotzdem Spaß, fickt euch, ich bin cool!

Dienstag, 12. Juli 2005

Berlin, Part II

Nachtrag vom Samstag

Wie lange hab' ich wohl schon nicht mehr so lange geschlafen? Gut, ich war spät im Bett, aber ich wach sonst eigentlich auch immer früher auf. Leckeres Frühstück gibt's, ich kann endlich mal wieder in ner Badewanne baden und - und das war fast noch das Beste am Tag - es gibt eine dicke fett umwerfend ausführliche Tageszeitung. Ich bin eigentlich nicht so der Zeitungsleser. Ich les' sowieso nur das, was mich interessiert. Aber vergleicht mal die Ostseezeitung mit der Berliner Zeitung. Kling ich schon alt, wenn ich sage, dass ich mich 45 Minuten mit der Zeitung beschäftigen konnte? Lassen wir das. Überflutet mit wichtigen weltpolitschen Informationen musste erst mal seichte Ablenkung her. Selbst in Berlin kann ich nicht von meinem Browser-Game lassen, das ist fast schon erschreckend, gerade wenn man bedenkt, mit was für Aufwand das am alten PC meiner Mutter verbunden ist. Eigentlich sind sowieso alle anderen PC's scheiße, außer meiner, den ich liebevoll Anna getauft hab. Der PC hier auf Arbeit hat nen Bildschirm, es ist ne wahre Freude... s, x und z sind quasi völlig identische Pixelhäufchen. Anna dagegen ist schnell, verlässlich und wenn ich 'n neues Laufwerk einbaue brauch ich nicht eine Schraube. Unkompliziertheit ist was feines.
Nur leider ist das Leben selten so schön unkompliziert. Das Beispiel folgte am Nachmittag.

There's no one in town I know
You gave us some place to go.
I never said thank you for that.
I thought I might get one more chance.
What would you think of me now,
so lucky, so strong, so proud?
I never said thank you for that,
now I'll never have a chance.
May angels lead you in.
Hear you me my friends.
On sleepless roads the sleepless go.
May angels lead you in.
Jimmy Eat World, Here you me

Leben und Tod sind oft sehr nah beisammen. Während meine Schwester schwanger ist, und ihr niedlicher kugelrunder Bauch neues Leben verheißt, ist der Mann, den wir im Krankenhaus im Zimmer 210 besuchen, dem Tode näher als irgendjemand den ich kenne. Rasiert, wohlgenährt und mit gewaschenen Haare, währe ich überrascht gewesen, wie wenig man ihm sein Alter ansieht. Doch er liegt einfach nur da und sieht furchtbar aus. Wir haben unsere Abiturfotos dabei, um etwas aus unserem Leben zeigen zu können. Vielleicht auch nur um etwas zu haben das beschäftigt. Ein Mann, der den ganzen Tag im Bett liegt, sich das Geschnarche seines Zimmergenossen mitanhören muss und den ganzen Tag rbb guckt, hat, auch wenn er sich erinnern könnte, nicht viel zu erzählen. Ich habe auch nicht viel zu erzählen, denn es verschlägt mir die Sprache, als ich feststellen muss, dass er mich nicht erkennt. Er ist in der Lage den Zusammenhang zwischen mir und der Person auf dem Foto herzustellen, doch meinen Namen weiß er nicht. Ich denke, er wusste auch nicht, dass ich sein Sohn bin. Es fällt schwer darüber zu reden, denn die Gedanken sind schneller als meine Finger und ziehen davon, bevor man sie begreift. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es würde mir nichts ausmachen, nur weil ich ihn schon ewig nicht mehr gesehen hab. Man hat nur einen Vater und es ist schon erschreckend, wenn dieser einen vergisst, weil ihm der Alkohol die Erinnerung zerstört hat. Niemand hat soetwas verdient, auch wenn es seine Entscheidung war.
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In eigener Sache:
Ich bin ein Fall-Text. Ich fiel aus den Gedanken. An mir wurde nicht gearbeitet, an mir wurde nicht gefeilt, keine Wörter verschnörkelt, ich wurde nicht korrigiert, mein Ende ist authentisch. Nun steh' ich da und komm alleine nicht wieder hoch. Bin ich deswegen ein schlechter Text?

Sex

wird in dem folgenden Beitrag sicher nicht vorkommen. Denn obwohl es hier zur Zeit ziemlich heiß hergeht, bleibt die erotische Komponente meines Lebens doch ganz schön auf der Strecke. Erotik hat ja auch viel mit Außergewöhnlichem und Abwechslung zu tun. Beides gibt es zur Zeit bei mir eher weniger, aber ich bin schon so weit, mich darüber nicht mehr zu beklagen :) Und weil Narzismus mir letztendlich doch nicht wie eine brauchbare Lösung vorkommt, muss es halt so irgendwie gehen. Wobei es mir ja nicht schlecht geht. In meiner täglichen Routine geht's mir wahrscheinlich noch wesentlich besser als manch Anderen. Es ist fast schon traurig, das ein Ende dieser Routine schon so nah gerückt ist. Dabei fängt es hier gerade erst an schön zu werden. Melanchonie ist was ganz furchtbares. Vor allen Dingen, wenn's noch gar nicht vorbei ist. Aber auch wenn feststeht, das sich der Mittelpunkt meines Lebens mal mehr als 3 Stunden von der Ostsee entfernt befinden wird, so steht doch auch fest, dass ich heute nach der Arbeit den Busfahrer wieder hetzen werde, damit er früher losfährt und ich so schneller zum Strand komme, wo ich als erstes ins kalte Wasser springen, dann Beach-Fussball spiele, aber erst dann überglücklich bin, wenn Jule extra nochmal zurück kommt, um mir tschüss zu sagen. Routine? Ja, aber nur, bis ich ins bett falle und träume...
... aber eben nicht von sex :)

enttäuscht??

east across the bridge

The diary of BenniP - part II

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